Unsere Geschichte

Aus der Chronik der Marktmusikkapelle Übelbach

Vor 150 Jahren, im Jahre 1848, gründeten in Übelbach musikbegeisterte Männer  als Teilorganisation der Übelbacher Bürgergarde, der auch „Montanisten“ (Bergbeamte + Knappen) angehörten, eine Musikkapelle. Mit einem Lehrer als Kapellmeister,  einem „Bandaführer“ und 12 Musikern, „3 Hopisten und 9 Bandisten“, begann in Übelbach Blasmusik bei festlichen und kirchlichen Anlässen zu erklingen. Die musikalische Tätigkeit, die vermutlich mehrmals kurz zum Erliegen kam, mündete in eine Schülerkapelle und in die spätere Gründung des „Katholischen Arbeitermusikvereins“.

Um die Jahrhundertwende führte Pfarrer Heinrich Schopper die etwa 50 Mann starke Kapelle. Er befaßte sich auch mit Komposition  und Arrangements wie z. B. der bekannten Volksweise „Kohlröserls“.Die Folgen des Ersten Weltkrieges hinterließen allerorts auch im Musikleben ihre Spuren. Die Führung einer Musikkapelle war für die Vereinsfunktionäre in jener Zeit mit allen erdenklichen Schwierigkeiten behaftet, jedoch kam es zu keinem Abbruch des Musizierens in Übelbach.Eine Ausstattung mit einheitlicher Tracht oder Uniform sowie mit  Instrumenten war wegen akuten Geldmangels nicht möglich und man schloß sich vielerorts der Feuerwehr an.

Von 1927 bis 1939 trat die Übelbacher Kapelle als Feuerwehrmusik auf. Ihr standen zeitweise Emil Liebscher, Franz Kriegl, Othmar Schmidt und Ludwig Liebscher als Kapellmeister sowie Johann Pretterebner als Obmann vor.Die beiden Weltkriege und die harte Zeit danach hat die frühere Ortsmusik und heutige Marktmusikkapelle gut überdauert. Eine Reihe von verdienten Obmännern und Kapellmeistern , wie Leitner, Gigerl, Zuser, Huber, Linzbichler, führte die Musikkapelle mit Geschick durch all diese bewegten Zeiten.Während das Vereinsleben im Zweiten Weltkrieg verblühte, gründeten unmittelbar nach Kriegsende begeisterte Männer um Obmann Anton Schneeberger eine 19 Musiker starke Ortsmusik, die am Fronleichnamstag 1945 unter Aufsicht russischer Soldaten  die Prozession musikalisch begleitete.Kurzfristig leitete auch Kajetan Schimek, der sich als Komponist betätigte, den Klangkörper. In den fünfziger Jahren wurde die Kapelle unter den Kapellmeistern Heinrich Huber und Johann Linzbichler zweimal mit „Steirertrachten“ eingekleidet. Es erfolgte zu dieser Zeit auch der Beitritt zum „Bund der Steirischen Blaskapellen“.

Engagierte Obmänner dieser Zeit waren Ferdinand Schönbacher, Johann Leitner, Sepp Gigerl und Franz Zuser.1965 erhielt die Übelbacher Musikkapelle auf Initiative des kulturgesinnten Bürgermeisters Dr. Erich Vaculik einen neuen Kapellmeister. Walter Zirbisegger aus Breitenau übernahm die musikalische Leitung, die mit einer Anstellung im Gemeindeamt verbunden wurde und sich für die Ortsmusik gedeihlich auswirken sollte.Zirbisegger  begann sofort mit der Heranbildung junger Musiker. Seine intensive Aufbauarbeit als Kapellmeister hat sich gelohnt: Die Zahl der Musiker und das Niveau stiegen ständig. Die Kapelle zählte im Jahr 1988 bereits 40  Mitglieder. 1986 wurde die erste Musikerin aufgenommen. Im Jahre 1967 konnte die Kapelle mittels Unterstützung durch die Gemeinde mit  neuen  Musikinstrumenten ausgestattet werden. 1971 erfolgte auf Initiative des späteren Obmannes Harald Jantscher die Einkleidung in die Bergmannstracht. Die heutige Marktmusikkapelle weist als lebendiger Traditionsträger auf die Silber-, Blei- und Zinkbergbaue und die Eisenindustrie mit den zahlreichen Hammerwerken in Übelbach und der Umgebung bis Deutschfeistritz hin.Als aktive Musikkapelle des Blasmusikbezirkes Graz-Nord veranstaltete sie mehrere große Feste mit Bezirks­musikertreffen in den Jahren 1968, 1973, 1980 und 1988, jenes Fest, das mit der Fertigstellung des neuen Probensaals im Vereinsheim der Gemeinde 1989 verbunden war.

1994 fand erstmalig das Bezirksmusikfest mit rund 20 Kapellen einem Festzug im Marktkern von Übelbach statt. Ein weiteres schönes Fest, an dem sich die Übelbacher Vereine in einem Festzugbeteiligten folgte im Jahr 1998 zum 150jährigen und 2004 zum 155jährigen Bestehen.Nach 30jährigem Wirken als Kapellmeister übergab Walter Zirbisegger im Jahre 1995  in einem festlichen Konzert den Taktstock an dan Breitenauer Musiker Hans-Peter Raffer, der die Kapelle bis 1997 verdienstvoll und erfolgreich leitete.Seit Jänner 1998 hat Mag. Walter Latzko als erfahrener Musikpädagoge und Musiklerer für Klarinette, Saxophon und Querflöte die Leitung  der Marktmusikkapelle Übelbach inne. Intensive Jugendarbeit, Steigerung des musikalischen Niveaus und gute Kameradschaft sind das Ziel seiner engagierten Tätigkeit.

So konnte die Übelbacher Schlagzeug-Jugendgruppe beim Bezirksbewerb „Musik in kleinen Gruppen“ im April 2002 in Gratwein einen ausgezeichneten Erfolg erringen.Feste Bande bestehen auch zu den Musikkapellen des Bezirkes Graz-Nord sowie zu vielen anderen Kapellen im Steirischen Blasmusikverband und  zu den Übelbacher Vereinen. Im Jahr 1998 konnte die erfolgreiche Aufwärtsentwicklung der Marktmusikkapelle mit einer „Auszeichnung“ beim Konzertwertungsspiel fortgesetzt werden, was im Frühjahr 1999 in der Überreichung des „Steirischen Panthers“ für mehrmalige erfolgreiche Teilnahme an Wertungen durch Frau LH Klasnic gipfelte. Eine Abrundung erfuhr das Wirken der durchwegs jugendlichen Übelbacher Musiker/innen im Jahr 1999 mit der Konzertreise in das Zillertal, wobei im Musikpavillon der malerischen Tourismusgemeinde Mayrhofen ein vielbeachtetets Konzert mit einer großen Programmpalette erfolgreich dargeboten werden konnte.Den „Ball der Steirer“ im Wiener Austria Center am 21. Jänner 2000 konnte die Marktmusik Übelbach musikalisch umrahmen und unter Stabführer Peter Windisch die Abordnungen anführen. Weiters gelang es unter der Führung von Peter Windisch im Juni 2001 bei der Marschmusikbewertung in Semriach in der Stufe B einen „Ausgezeichneten Erfolg“ zu erringen. Ebenso erreichen die Übelbacher Jungmusiker und Jungmusikerinnen bei der Prüfung zum Leistungsabzeichen stets sehr gute Erfolge.Das seit fast zwei Jahrzehnten stattfindende Cäcilienkonzert bildet stets den musikalischen Höhepunkt des Jahres. Im Jahr 2000 wurde Ehrenkapellmeister Walter Zirbisegger von Frau LH Klasnic mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen des Landes geehrt. Er ist seit über 50 Jahren in der Blasmusik tätig, leitete 30 Jahre die Kapelle in Übelbach und hat rund 60 Musikschüler ausgebildet. Walter Zirbisegger ist selbst noch immer aktiver Musiker und greift auch hin wieder mit den Übelbacher Weisenbläsern zur „Steirischen“.

Nach 1995 und 1997 fand in Übelbach beim „Listen“ wieder ein Weisenbläsertreffen des Bezirkes statt. Die Übelbacher Weisenbläsergruppen werden immer wieder gerne zur Mitwirkung bei solchen Treffen und bei Veranstaltungen in Übelbach eingeladen.Im Jahre 2001 feierte die Marktmusikkapelle Übelbach das Jubiläum „30 Jahre Bergmannstracht“. Die musikalischen Highlights waren in diesem Jahr das Kurkonzert in Bad Vöslau und das Cäcilienkonzert in Anwesenheit von Landesobmann Prof. Dr. Wolfgang Suppen und Landesjugendreferent Mag. Markus Waidacher.Eine von der Musik gestaltete Heilige Messe in der Pfarrkirche am 2. Adventsonntag beschließt das Musikjahr und leitet zu dem stets im Jänner stattfindenden Musikerball über. Bereits zweimal wurde der Steirische Panther verliehen. Auch der Robert-Stolz-Preis reiht sich an die beiden Auszeichnungen für musikalische Leistungen an.Mit der bevorstehenden Segnung der über 110 Jahre alten, restaurierten Barbarafahne wurde eine Reihe von Veranstaltungen eingeleitet, die sich auf die Tradition des Bergmannsstandes beziehen.Im Mai 2002 wurde im Kärntner Bergbauort Hüttenberg das 1. Österreichische Bergkapellen-Treffen besucht und Verbindungen zu anderen steirischen Bergmusikkapellen geknüpft.

Die Marktmusikkapelle Übelbach, welche seit 2003 von Mario Krasser geleitet wird, versteht sich als Träger der montanhistorischen Tradition in der Region Übelbachtal einschließlich der einstigen Bergbauorte Übelbach, Deutschfeistritz, Großstübing und Waldstein.Am 17. Juni 2007 wurden die historische Barbarafahne und ein Fahnenband aus dem Jahre 1899 im Rahmen eines Bergknappentreffens anläßlich des 1.Übelbacher Silberfestes gesegnet. Gleichzeitig ist die Marktmusikkapelle Übelbach dem Dachverband österreichischer der Berg- Hütten- und Knappenvereine beigetreten. Eine Bergparade mit Knappenvereinen und Bergpakellen, Bergmannstänze und Konzerte der Musikkapellen drückten dem Fest verschönerten das Fest und waren Zeichen des montanistischen Standesbewußtseins.

In der Bezirksleitung Graz-Nord des Blasmusikverbandes ist die Übelbacher Musikkapelle mit Harald Jantscher als Schriftführer und Pressereferent im Ausschuß vertreten.Kapellmeister Mario Krasser ist Bezirksobmann und Bezirksstabführer des Blasmusikbezirkes Leoben.

Harald Jantscher
Stand vom Juli 2007

Kurzfassung über den Bergbau in Übelbach, Guggenbach und Waldstein

Jahrhunderte prägten Bergbau und Sensenwerke die Region um Übelbach, Waldstein und Deutschfeistritz. Diese Industriezweige haben die kulturelle Entwicklung und die Wirtschaftskraft von Handel und Gewerbe günstig beeinflusst. Aufgrund von Bleiglanz- und Zinkblendevorkommen in dieser Gegend lag es nahe, das darin vorkommende Silber zu gewinnen. Das Edelmetall wurde vom Landesfürsten für die Grazer Münze benötigt. Die günstige Lage nahe der Residenzstadt Graz dürfte für den Abbau von Silber in Übelbach ausschlaggebend gewesen sein. Übelbach hat dadurch schon sehr früh das Marktrecht erhalten.

Die St.-Michaels-Kapelle im Alten Markt war das Gotteshaus der Bergknappen. Gewerkenhäuser sind Zeugen einst florierender Hammer- und Sensenwerke.Der Silberbergbau, dessen Bergsegen um 1630 versiegte, brachte dem Markt 1590 das heute mit Stolz geführte Gemeindewappen – einen Silberbarren auf einem gefluteten Bach. Den genauen Zeitpunkt der Schließung des Bergbaues findet man in keinem Dokument. Eine Sage erzählt, dass ein Wassereinbruch in die Stollenanlagen den Anlass gegeben hätte. Spuren von Stolleneingängen im oberen und unteren Marktbereich von Übelbach und ein Gezähe auf dem Schlussstein des Südportals der Pfarrkirche zeugen von der einst blühenden Bergbautätigkeit. Die Suche nach weiteren Silberlagern wurde von den Alten auf Grund von Ausbissen auf der Südseite des Übelbachtales fortgesetzt. Daher stammt der Name „Silberberg“, dessen Gebiet sich auch auf die Gemeinde Großstübing erstreckt. Der Silbergehalt war gering, jedoch wurden hier lange Zeit Blei, Zink, Kupferkies und auch Eisenerz abgebaut.Mit dem Silbererz kommen auch andere Buntmetalle im Boden vor. Die Erdformation des „Grazer Paläozoikum“ birgt zahlreiche Schätze. Die Bedeutung und den Wert von Blei, Zink und Baryt und anderer Mineralien als Bergwerksertrag hat man erst später erkannt. So kam es, dass im Übelbachtal, Arzwaldgraben, Deutschfeistritz und Großstübing der Abbau dieser Bodenschätze im 17. Jahrhundert wieder an Bedeutung gewann. Die Bergbaue unterstanden den Herren von Eggenberg und Dietrichstein mit ihrem Sitz in Waldstein.

Aus Aufzeichnungen geht hervor, dass die Bergbaue „am Silberberg, im Haselbach, im Arzwald und in der Winterleiten“ im Besitzstand dieser Herrschaften waren. Einer der bedeutendsten Gewerken des 18. Jahrhunderts war Johann Nepomuk Heipl aus Feistritz a. d. Mur (heute Deutschfeistritz). Er erwarb und führte den Großteil der Bergbaue in der Umgebung mit großem Erfolg. Sein Konkurrent Karl Theodor von Mayern betrieb die Bergbaue im Arzwaldgraben, wie es ein Bild in der Schlosskapelle Waldstein zeigt.Unter Baron von Herberth kam es 1843 bzw. 1866 unter Ludwig Kuschl d. Ä. zu neuerlichen, intensiven Aktivitäten im Bergbaugebiet Guggenbach und Übelbach. Der Betrieb förderte im Untertag- bzw. Tagbau neben Schwerspat (Baryth) überwiegend Zinkblende und Bleierz. Die damalige Bergbehörde gliederte die Fundstellen in das Revier Guggenbach-Nord (Rieger-Toppenauer), in das Untere Revier Guggen­bach-Süd in der Talsohle am Haselbach (Franziskastollen) und in das Obere Guggenbacher Revier (Oberer Ludwigstollen – Puin) sowie in die Pulvermühlenbaue im Talboden Richtung Waldstein.1874 und 1893 wurde im östlichen Bereich des heutigen Sportplatzes eine umfangreiche Erzaufbereitungsanlage errichtet. Ludwig Kuschl d. J. führte die Bergbaureviere im Übelbachtal und Deutschfeistritz noch eine geraume Zeit, verkaufte 1889 den Komplex „Ludwigshütte“ an die Märkisch-Westphälische Bergwerksvereinigung.

Die Gesellschaft befürwortete auch den Bau einer Eisenbahn nach Übelbach für Erztransporte. Man musste 1901 aus weltwirtschaftlichen Gründen den Abbau einstellen. Es gab in den Zwanzigerjahren in kleinem Rahmen Ansätze zur Wiederaufnahme des Bergbaues in Guggenbach und auf dem Silberberg, dem um 1980 umfangreiche Forschungsarbeiten und Strukturbohrungen folgten. In der Endphase des Zweiten Weltkrieges wurden in Guggen­bach Bergbauversuche durchgeführt und im Arzwaldgraben noch in den Fünfziger Jahren Erzabbau betrieben. Heute erinnern verfallene Stollen­eingänge und Halden im Gelände an die einstige Bedeutung des Bergbaubetriebes. Über die Abbauorte führt seit 1978 ein Teil der Pyhrn-Autobahntrasse. Aus der Zeit um die Jahrhundertwende 1899/1900, in der allerorts das Vereinsleben blühte, dürfte die nun restaurierte Fahne der Guggenbacher Bergknappen mit der Aufschrift „Glück auf! – Heilige Barbara bitt für uns!“ stammen. Das erst kürzlich gefundene Fahnenband trägt eine Widmung aus dem Jahre 1899.Die Marktmusikkapelle führt seit 1973 diese Fahne als bergmännisches Symbol. Auch der Barbara-Altar in der Pfarrkirche ist sichtbares Zeichen der tiefen Verbundenheit der Bergknappen mit dem christlichen Glauben, ebenso wie die ­St.-Michaels-Kapelle im Übelbacher Marktkern.

Erwähnenswert ist die namentliche Aufzeichnung von 9 „Montanisten“ im Mitgliedsbuch der Übelbacher Nationalgarde von 1848, wovon mehrere in der damals gegründeten Gardemusikkapelle tätig waren. Seit 1971 trägt die Marktmusikkapelle Übelbach die Bergmannstracht. Sie verbindet ihr musikalisches Wirken mit dem Standesbewußtsein der Bergleute und ist symbolische Trägerin bergmännischer Tradition und Brauchtum in der Region Übelbach, Deutschfeistritz, Peggau, Frohnleiten und Großstübing. Ein herzliches „Glück auf!“ allen, die mit uns die Segnung der Barbarafahne feiern.

Verfasst von Harald Jantscher
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17. Juni 2007